Ostseeheilbad Graal-Müritz Wo sich Wald und Meer begegnen.
Muttis Nerven liegen gerade blank. Nein, nicht schon wieder wegen Vati – und an mir liegt’s gleich recht nicht. Schließlich bin ich ja ihr vierbeiniger Seelentröster, Knuddelbär und moralische Aufbauhilfe. Sie ist wohl schlichtweg überarbeitet und braucht dringend eine Auszeit – oder wie Vati immer sagt: Raus aus dem Hamsterrad, bevor es einen abwirft.
Unser Jahresurlaub liegt schon ein gutes Vierteljahr hinter uns – der Stress auf Arbeit und vor allem mit der abgewirtschafteten und zur Unfähigkeit verkommenen Deutschen Bahn hat ihr in den letzten Wochen ziemlich zugesetzt. Heißt im Klartext: Urlaub. Wenn auch nur eine Woche, aber immerhin.
Spontan ein Urlaubsziel zu finden, gestaltete sich offensichtlich zu einer unüberwindbaren Herausforderung. Meine sonst sehr entschlussfreudige Mutti konnte sich tatsächlich nicht entscheiden – in die Berge, an die Ostsee oder doch in ganz andere Regionen?
Ich konnte es, unter dem Tisch liegend, schon nicht mehr mit anhören und Vati getraute sich nicht mehr, groß nachzufragen. Ich selbst wurde in die Diskussionsrunden nicht mit einbezogen und so verstrich ein Tag nach dem andern; viel hätte nicht gefehlt und wir wären zu Hause geblieben. Vatis Drohung, allein für eine Woche auf sein Motorrad zu steigen, zeigte schlussendlich die beabsichtigte Wirkung.
Getreu dem Motto: Meer geht immer buchte er für uns kurzentschlossen eine Woche Ostseeurlaub – diesmal nicht, welch’ Wunder, auf unsere Insel Rügen sondern in eine für uns gänzlich neue Region: Graal-Müritz.

Das Ostseeheilbad Graal-Müritz, zwischen Rostock und dem Tor der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst gelegen, brüstet sich als schönstes Seebad. Ob es tatsächlich unserem Lieblingsort Sellin auf der Insel Rügen das Wasser reichen kann, wird sich in wenigen Tagen herausstellen.
Für fünf Tage Entspannung und Kurzweil ist gesorgt – der Rostocker Fährhafen, die klangvollen Ostseebäder Prerow und Zingst sowie lange Sandstrände versprechen Abwechslung für mich und meine Eltern.
Mutti hat eine sehr passable Ferienwohnung gleich in Meeresnähe gefunden, diesmal inklusive Frühstück – wohlgemerkt jedoch nicht für mich. Das Beladen meines königlichen Dienstwagens sollte sich somit in Grenzen halten; wobei Vati und ich uns keine Sorgen machen müssen: Mutti wird den Platz im Caddy schon ordentlich ausnutzen.
Vielleicht können wir das schöne Wetter der letzten Tage mit an die Ostsee nehmen. Die Sonne gibt sich noch einmal Mühe und es währe schön, wenn sie uns auch im Urlaub noch etwas verwöhnt.

Wachsam hält Vati seine Wetter-Apps im Blick, die alle paar Stunden etwas anderes für unsere Urlaubswoche anzeigen. Aber sei es drum, letztendlich ist die Unterkunft gebucht und es gibt kein zurück mehr. Graal-Müritz, wir kommen!
Inhaltsverzeichnis
Meer geht immer Ankunft in Graal-Müritz
Viel zu berichten gibt es für den heutigen Tag nicht – ich hab’ diesen ja auch weitestgehend in meinem Dienstabteil verpennt. Zudem war ich gnädig und habe meine Eltern nur mit wenigen Gesuchen zum Einlegen von Pullerpausen genervt. Wir kamen recht gut vorwärts, meine Eltern gönnten sich zum Urlaubsstart in der schon bekannten Bäckerei in Beelitz ein feines Frühstücksbuffet und fielen ob des aufgerufenen Preises auch nicht mehr in Ohnmacht.
Ohne Stau ließ ich mich bis an die Ostsee chauffieren und hob’ nur gelegentlich mal den Kopf, um aus dem Fenster des königlich-sächsischen Berner-Sennenhund-Dienstwagens zu schauen – aber außer dröger Autobahn gab es nicht viel zu sehen. Gegen 15:00 Uhr rollten wir vor unsere Unterkunft, inspizierten und bezogen unser feines und schickes Apartment im dritten Stock. Fahrstuhlfahren fetzt – und ich kann mir aussuchen, ob ich bei Mutti oder Vati im Zimmer meine Nacht verbringe.
Es folgte noch ein obligatorischer Rundgang und ein Besuch der Seebrücke, die quasi direkt vor unserer Residenz liegt. Ich durfte meine vier dicken Berner-Stampfer endlich in den Ostseestrand stecken – allerdings nur unter äußerst strikter Aufsicht von Mutti, damit ich keinen spontanen Abstecher ins Wasser mache. Verdammt – aber die Ostsee wird mir in den nächsten Tagen schon nicht davonrennen.
Da wir das schöne Wetter aus Sachsen mitgenommen und leicht Hunger hatten, konnten wir im benachbarten Restaurant auf der Terrasse den Abend ausklingen lassen, Vati sein Ankunftsbier genießen und ich mich von der langen Autofahrt erholen.

Fotos Ankunft in Graal-Müritz
Entlang der Westküste unterwegs im Fischland Darß-Zingst
Auf in den ersten Urlaubstag an der Ostsee! Mutti und Vati verschwinden schnell ein paar Etagen tiefer zum Frühstücksbuffet – im Urlaub eher untypisch, aber diesmal bietet es sich wohl an. Somit entgeht mir meine Frühstücksruhe unter ihren Frühstückstisch, ich gebe mich aber damit zufrieden, mein morgendliches Verdauungsschläfchen allein zu verbringen – weiß ich doch, dass ich nicht lange allein sein werde.
Flugs waren die Rucksäcke mit allerlei Hunde– und Fotobedarf gepackt, ich im Dienstwagen untergebracht und auf ging die Reise zum Fischland Darß-Zingst um einen der berühmtesten Ostseestrände zu erkunden: den Weststrand.

Kurze Zeit später starteten wir vom Parkplatz hinter Ahrenshoop unsere Wanderung durch den Wald und erreichten einige Zeit später den Weststrand. Tief Luft holen und gute Ostseeluft schnuppern – angekommen.
Hier durfte ich mich zumindest schon einmal dem obligatorischen Sandbaden hingeben, wofür man mich auch nicht lange zu bitten brauchte. Zur perfekten Berner-Panade hat es hingegen noch nicht gereicht, da sich Mutti noch immer zierte, mir ein kurzes Bad in der Ostsee zu genehmigen. Weil ich danach immer müffle, meint sie – und würgte Vatis Badefreigabe gleich mit ab. Vielleicht morgen …

So zogen wir drei langsam am Strand entlang nordwärts und legten immer wieder ein paar Pausen zum Ausruhen, Entspannen und aufs Meer Schauen ein. Der naturbelassene Weststrand ist lang und es bieten sich hierfür jede Menge schöne Gelegenheiten.
Meine heimlichen Blicke in Richtung Wasser blieben natürlich nicht unbemerkt und letztendlich durfte ich tatsächlich kurz in die Ostsee – was für ein Spaß! So kamen die ersten Kilometer zusammen und die große Wanderlust verließ mich recht schnell .… die sommerliche Ruhepause steckt mir wohl noch zu sehr in den Knochen.

Wir traten den Rückweg zum Parkplatz an, stillten im beschaulichen Ahrenshoop Vatis dringendes Fischbrötchenbedürfnis und schauten auch dort noch einmal kurz am Strand vorbei. Dann war es aber genug Strandidylle für heute, genug gelaufen. Der König möchte nach Hause – und während der Heimfahrt habe ich deutlich gehört, wie Vati öfter herzhaft gähnte und Muttis hängender Kopf davon zeugte, dass ihr die Augen zugefallen waren.
Fotos am Weststrand vom Fischland Darß-Zingst
Zum Darßer Ort und Prerow Rundwanderung am nördlichsten Punkt der Halbinsel
Aufstehen! Ein Blick in Muttis und Vatis Schlafgemach bestätigte mein Vorhaben, beide dezent wach zu küssen und auf meinen sich ankündigenden Pullerbedarf und Hunger hinzuweisen.
Gedacht, getan, und nach der Befriedigung meiner Bedürfnisse wurde am Frühstücksbuffet meiner Eltern unser heutiger Tagesablauf festgelegt. Der Rundwanderweg Darßer Ort und ein kurzer Besuch der neuen Seebrücke im Ostseebad Prerow standen auf dem Plan; der blaue Himmel und der morgendliche Sonnenschein versprachen gutes Wetter für unser Vorhaben.
Die kleine Darßbahn fährt auch in Prerow und erspart mir das lange Stück Fußweg vom Parkplatz bis zum Einstieg in den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Auch wenn die Fahrpreise der Darßbahn sehr opulent, deren Wagen klein und der Platz knapp bemessen ist, fand ich meinen zwischen meinen Eltern im Gang und ließ die wilde Schaukelei zur Belustigung der anwesenden Fahrgäste tapfer über mich ergehen.
Wir starteten unser Wanderung in Richtung Leuchtturm Darßer Ort. Der schön angelegte Weg führte durch grüne Wälder, über Holzbohlenstege durch Moorlandschaften und Sanddünen entlang. Für Vati gab es viele Fotomotive und für meiner dicke Nase ordentlich was zu riechen.

Naturfreunde kommen hier auf ihre Kosten, wovon die umgehängten Ferngläser und Kameras mit riesigen Objektiven der uns entgegenkommenden Wanderer zeugten – hier konnte Vati mit seiner kleinen, mickrigen Kamera natürlich nicht mithalten. Er wollte sich aber nicht auf die Lauer legen, um zur momentanen Brunftzeit allerlei Rotwild fotografisch zu erlegen; wenn überhaupt, bin ich ja meist das Ziel seiner fotografischen Bemühungen.
Angekommen am Leuchtturm gönnte man mir eine kleine Verschnauf- und Trinkpause, bevor es weiter zum Strand hinabging. Hier unten blies mir ein ganz ordentlicher Ostseewind durchs Fell – wobei ich mir aber ob meines standesgemäßen Berner Sennenhund Kampfgewicht keine Sorgen machen brauchte, hierdurch in Bedrängnis zu geraten.

Eine Badeerlaubnis blieb mir für heute aufgrund des kräftigen Windes und eines dementsprechenden Wellengangs wieder verwehrt – wobei das Trockenlegen des Königs anschließend bestimmt schnell gegangen wäre. Sei’s drum.
Auch mein nachfolgender Protest hinsichtlich sofortigen Antritts des Rückwegs blieb erfolglos, da mir Vati versuchte zu erklären, dass der Rückweg mindestens so lang wäre wie der noch vor uns liegende. Ich ergab mich meinem Schicksal, wir verließen den Strand und folgten dem langen Holzbohlenweg zum Libbertsee, vorbei an einigen von Fotografen dicht belagerten Aussichtsplattformen. Von da oben gab es wohl etwas zu sehen – allerdings wäre das Hinaufhieven von 58 Kilogramm feinster Berner-Masse ziemlich aufregend geworden und interessiert hätte es mich am Ende ohnehin nicht. Mutti auch nicht, ebenso Vati, der nicht nur gut schlecht hören sondern auch schlecht in der Ferne gut sehen kann.
Also weiter die letzten Meter durch den Wald und warten auf die Ankunft der Darßbahn, die uns zurück zum königlichen Gefährt brachte. Die war ganz schön voll und ich hab‘ gerade so noch einen Platz bekommen …

Meine Hoffnung auf eine nachfolgend erholsame Nachmittagsruhe schien sich nicht zu erfüllen. Kaum dass mir im Auto die Augen zugefallen waren, wurde die Fahrt schon wieder beendet und ich aus der Königskutsche zitiert. Schon wieder laufen? Offensichtlich, denn wir hatten es noch nicht aus Prerow heraus geschafft. Vor einem Jahr wurde hier eine neue Seebrücke eröffnet – und wenn einer nicht an solchen Seebrücken vorbeikommt, dann ist es Vati.
Die neue Seebrücke ist imposant, aber eben auch recht lang, was meine heutige Laufleistung nochmals um gute 1,5 Kilometer erweiterte. Also brav hinterhergetrottet, auch wenn meine vier Berner-Füße schon mächtig heißgelaufen waren. Hier in Prerow war ordentlich was los, Mutti und mir schwoll alsbald ordentlich die Brust ob der vielen bewundernden Blicke und lobenden Worte. Dafür kann man schon mal seine müden Füße vergessen …

Genug gesehen für heute, genug gelaufen für heute – fast neun Kilometer! Auf dem Rückweg zum Auto standen rein zufällig noch einige Fischbrötchen-Läden, an denen Vati nicht ohne Weiteres vorbeigehen konnte. Eines musste daran glauben und stellte seinen Seelenfrieden wieder her. Zurück nach Hause, Berner-Schläfchen und Füße ausruhen!
Fotos im Norden vom Fischland Darß-Zingst
Warnemünde von hohen Dünen und alten Strömen
Neuer Tag, neues Glück und wieder blauer Himmel und Sonnenschein – wie sagt Mutti gern: Wenn Engel reisen. Also nichts mit faul in der Ferienwohnung herumliegen, das Packen und Schultern der Rucksäcke sieht doch schon wieder nach einem anstrengenden Tag aus.
Ich habe Urlaub und kein Fitnesstraining gebucht!

Das permanente Blockieren wichtiger Türen und Wege unserer Ferienwohnung durch geschicktes Im-Weg-Liegen half leider auch nicht – also wieder ab in den Fahrstuhl, ab ins Auto. Zumindest kann ich hier noch für eine Viertelstunde meine Augen zumachen, bis wir am heutigen Tagesziel ankommen.
Warnemünde, bekannte Hafenstadt und Anlegepunkt diverser Ozeanriesen, war schnell erreicht – von den schwimmenden Hotelburgen war jedoch nichts zu sehen; heute war offensichtlich Ruhetag. Schade, denn Vati wollte mir unbedingt einmal solch ein Wasserkoloss zeigen.
Begnügen wir uns von daher mit der Besichtigung der Hohe Düne, einer Luxus Hotel– und Yachtanlage, nebenbei auch Marinestützpunkt und Seeverkehrszentrale. Hier wohl auch gerade Ruhetag und somit kein Mensch und Hund zu sehen. Nett anzusehen, aber ganz bestimmt nicht unser Preisniveau.

Die bevorstehende Überfahrt mit der kleinen Personenfähre zur Mittelmole hatte Vati verschwiegen und setzte uns erst unmittelbar davor schmunzelnd in Kenntnis. Nach fünf Minuten Angst –zumindest für Mutti– war aber auch das geschafft.

Wir schauten uns ein wenig um – viel gab es allerdings an den leeren Anlegekaien nicht zu sehen. Also weiter zum Alten Strom, der kleinen Flaniermeile von Warnemünde.
Hier, an der alten Verbindung zum Rostocker Stadthafen, gab es schon mehr zu sehen, zu erleben und zu fotografieren. Am alten Fischmarkt hing der Himmel voller Fischbrötchen – ein Paradies für Vati, der aber aufgrund der noch frühen Tageszeit tapfer den vielen Versuchungen widerstand. Wir schlenderten an den vielen Gaststätten vorbei in Richtung Molenfeuer am Westufer, erfreuten uns ob der schönen Aussichten auf die vorbeiziehenden Schiffe und den warmen Sonnenstrahlen.

Mutti und Vati gönnten sich ein kleines Mittagessen und schlenderten folglich zum berühmten Warnemünder Teepott, zum Leuchtturm und zurück über die Uferpromenade. Hier war wieder stolzes Schaulaufen angesagt – offensichtlich haben Warnemünde und deren Besucher noch nie einen Berner Sennenhund gesehen. Vielleicht bastelt mir Vati doch einmal ein Schild mit der Aufschrift „Angucken 2 Euro, Streicheln 5 Euro“?
Wir würden reich …
Am Aparthotel Stromdampfer gönnten sich meine Eltern im Eiscafé Zuckerhut einen kleinen Nachtisch, von dem ich natürlich wieder nichts abbekam. Das Leben als Berner Sennenhund ist nicht einfach und entbehrungsreich, glaubt mir das.
So verging der Tag recht schnell, und nach einer nochmaligen Fährüberfahrt kamen wir nach sieben Kilometern wieder am königlichen Berner-Sennenhund-Dienstwagen an. Vati verzog ob der aufgerufenen Parkgebühren schmerzlich sein Gesicht – da ging eine ganz feine Kiste Bier gerade im Hafenwasser unter. Selbst Schuld, warum muss er meinen Dienstwagen auch im Nobelviertel Hohe Düne abstellen? Banause!

Fotos Hohe Düne und Alter Strom in Warnemünde
Gespensterwald Nienhagen Schiffe gucken und Gespenster suchen.
Guten Morgen! Ich habe tief und fest in Mutti’s Schlafzimmer geschlafen, mich keinen Millimeter bewegt und vielleicht auch gelegentlich geschnarcht – ich geb’s ja zu. Selbst nach der Rückkehr meiner Eltern vom morgendlichen Frühstücksbuffet war ich noch nicht wirklich bereit, wieder auf Ostseetour zu gehen. Urlaub mit Mutti und Vati ist immer so anstrangend …

Heute will Vati Gespenster im Nienhagener Gespensterwald suchen bzw. fotografieren gehen – und auf dem Weg dorthin geht es, rein zufällig, noch einmal durch Warnemünde. Gestern Abend wurde nachgeschaut, ob dort am Terminal das eine oder andere Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt, und siehe da: Zwei solcher Kähne stehen bereit.
Mit etwas Überredungskunst begab ich mich dennoch wieder in Richtung Fahrstuhl und Königskutsche; etwas später erblickten wir tatsächlich schon von Weiten die zwei über der Warnemünder Silhouette thronenden Weltreisedampfer. Wohlwissend, diesmal einen günstigeren Parkplatz angesteuert, standen wir wenig später auf dem Uferdamm am Neuen Strom gegenüber des Warnemünder Cruise Centers. Vati konnte mir endlich die schwimmenden Riesen zeigen – und erklärte mir im selben Atemzug, dass für mich dort nur schwer ein Platz zu finden wäre. Und warum zum Teufel sind wir dann hier?

Offensichtlich werde ich nie mit so einem Dampfer und meinen Eltern auf dem Wasser unterwegs sein – von daher ging es zurück zu meiner Königskutsche und mitsamt selbiger wieder per Fähre über den Neuen Strom, weiter bis in das beschauliche Ostseebad Nienhagen. Der dortige Gespensterwald verspricht Abenteuer und wohl gruselige Fotomotive.

In weiße Bettlaken gehüllte Geister brauchten wir nicht zu suchen – es gab nämlich schlichtweg keine. Gruselig war es auch nicht; lediglich die vielen, vom stetigen Wind schief gewachsenen Bäume verleihen dem Wald ein oft märchenhaftes und unwirkliches Aussehen.
Wir streiften durch den Wald, erfreuten uns an den schönen Ausblicken von der kleinen Steilküste hinab auf die Ostsee und an dem Grün, das vom Licht der Sonne über uns zum Leuchten gebracht wurde. In wenigen Wochen wird es sich in ein Gelb, später in ein Orange und schließlich in ein schlichtes Braun verwandeln. Genießen wir es, ehe alles im Herbst- und Wintergrau verschwindet.

Mutti übte sich am steinigen Strand im Suchen von Hühnergöttern, Vati dem von Fotomotiven und gemeinsam gingen wir das Projekt Familienfoto vom Stativ an – eine fast unlösbare Aufgabe.
Also wieder umdrehen, langsam zurück zum Auto und zur Ferienwohnung. Lassen wir es in Anbetracht der vielen gelaufenen Kilometer der letzten Tage für heute gut sein.
Das schöne Wetter war uns weiterhin hold und sorgte auch an diesem Abend für einen schönen Sonnenuntergang. Vati schnappte sich nach dem Abendessen Kamera und Stativ, zog zur Seebrücke und fing die letzten Strahlen des Tages ein.

Fotos Schiffe gucken und Gespenster suchen
Dörfliche Ostseeidylle zu Besuch die Ostseebäder Wustrow und Barth
Wieso werde ich schon wieder aus meinem Schönheitsschlaf geholt – wir haben Urlaub! Das ständige Gelaufe und Unterwegssein geht mir so langsam gegen den Strich, das Fell. Können wir nicht mal einen Tag einfach nur faul herumliegen?
Können wir nicht – nach den vielen Strandbesuchen soll es heute durch die kleinen Ostseedörfer am Darß gehen. Vati hat dafür das alte Seefahrerdorf und Ostseebad Wustrow im Fischland-Darß-Zingst gelegen, auserkoren. Es liegt nur eine halbe Stunde Fahrzeit von Graal-Müritz entfernt und verspricht mit seinen alten, reetgedeckten Häusern das typische Ostseeflair.
Wir fanden, welch Wunder, tatsächlich einen kostenfreien Parkplatz und schlenderten vorbei an alten Reetdachhäusern mit den berühmten und aufwendig gestalteten Darßer Türen. Hiervon gibt es viele und ich musste mit Mutti oft auf Vati warten; der kam mit seiner Kamera nur langsam vorwärts. Ein Fotograf in der Familie ist schon nett, aber eben oft auch hinderlich.

Auch Wustrow hat eine Seebrücke und richtig, Vati kam auch hier nicht daran vorbei – ich hege zudem den leisen Verdacht, dass er diese immer absichtlich mit einbaut. Diese hier war zwar nicht so imposant wie die neue Ostseebrücke in Prerow, aber hatte dennoch ihren alten Ostseereiz.
Heute Morgen war vom sonst blauen Himmel noch nicht viel zu sehen. Das war kein Weltuntergang, zumal der Wetterbericht für die nächsten Stunden schnelle Besserung versprach. Für Vati jedoch ideales Licht zum Fotografieren, denn knalliger Sonnenschein und Hunde mit dunklem Fell sind zwar schön, aber eine ständige Herausforderung für seine Kameras. Irgendetwas mit Kontrastverhältnis, ich hab’s schon wieder vergessen bzw. nicht zugehört.
So verweilten wir eine ganze Weile am Strand – Vati braucht als Hoffotograf und königlich beauftragter Tagebuchschreiber ständig Nachschub an Bildmaterial, von daher durfte ich immer wieder das unterbezahlte Fotomodell spielen.

Hier und da versuchte ich, versteckte Goldschätze im Sand auszugraben – fand aber nichts, auch wenn ich dank meiner breiten Füße schnell ansehnliche Löcher im Sand und jede Menge davon auf Mutti hinterließ. Was gibt es zudem Schöneres, als ein ganzes Gesicht voller Sand im Ostseewind trocken zu lassen?

Zu dritt schlenderten wir weiter am Strand entlang, bis hin zu den im Wasser liegenden Resten der alten Küstenbeobachtungsstation der DDR-Grenztruppen und liefen im aufkommenden Sonnenschein über das Hohe Ufer wieder zurück nach Wustrow.
Vatis Nase witterte leichten Fischgeruch und so zog uns der kleine Wustrower Hafen an wie ein Magnet. Hier gab es zwar keine Fischbrötchen, aber dafür eine kleine Fischräucherei, die ab Mittag frisch geräucherten Fisch feilbot. Große Überredungskunst bedarf es nicht – ein Stück Räucherlachs und ein verspätetes Elf-Uhr-Bier verschwand in Vati, ein kleiner Rest seines Brötchens in mir.
Nichts für Mutti, die sich dafür kurze Zeit später dafür ein Stück Kuchen im Dani & Du Café gönnte.
Der Nachmittag war noch jung und meine leise Hoffnung auf eine zeitige Heimkehr zerplatze wie eine von Muttis Seifenblasen. Vati wollte sich noch ein kleines Dorf und alte Ostseehäuser am Saaler und Bodtstedter Bodden ansehen – somit führte die Fahrt in das kleine Örtchen Born am Darß, nur unweit von Wustrow gelegen.
Schon wieder laufen – nimmt das denn keine Ende?
Unverblümt zeigte ich meine Unlust und trottet nur widerwillig neben Mutti & Vati her. Auch wenn das Örtchen noch so klein, beschaulich und voller schöner Reetdachhäuser war, interessierten die mich nicht wirklich. Ich gönnte Vati seine Fotos und war heilfroh, als Vati die Rückkehr zurück zur Ferienwohnung verkündete.

Das Tagessoll an Wanderkilometern war wieder übererfüllt. Auch wenn ich mit viel Lob und Drückern überhäuft wurde, wollte ich nur noch nach Hause, mich in eines der beiden Schlafzimmer zurückziehen und bis zum Abendessen nicht mehr angesprochen werden.
Wer glaubt, dass ich es damit für heute geschafft hatte, täuscht sich – nach dem Abendessen musste ich noch einmal mit zum Strand, Sonnenuntergang gucken. Für heute kann man mich aber mal sowas von …

Fotos Ostseeidylle Wustrow und Born am Darß
Künstlerdorf und Sonne tanken unterwegs in Ahrenshoop und Urlaubsausklang am Strand
Theoretisch wären wir heute schon auf dem Heimweg. Theoretisch – denn aufgrund des wahrhaft schönen Wetters wurde spontan beschlossen, noch einen weiteren Urlaubstag hier oben in Graal-Müritz zu verbringen. Zu Hause herrscht seit Tagen eher bescheidenes Wetter, zudem war unsere Ferienwohnung noch einen Tag frei.
Gefragt, bezahlt, gefreut – aber warum hatte man mich nicht in die Abstimmungsrunde einbezogen? Wobei das auch egal wäre, Mutti und Vati hätten mich einfach überstimmt.
Heiß also nochmals einen Tag laufen – von daher ziehe ich mich erst einmal dezent zurück und versuche, mich vor dem neuen Tag zu drücken. Wobei man mich aus mir unerfindlichen Gründen doch recht schnell gefunden hatte.

Die wichtigsten Ausflugsziele haben wir in den vergangenen Tagen besucht; es gibt nur noch wenige weiße Flecke im näheren Umkreis. Einer der Flecken währe noch Ahrenshoop, das kleine Künstlerdorf, in dem Vati schon einmal für ein schnelles Fischbrötchen den Dienstwagen ankern ließ.
Am letzten Urlaubstag wollen es meine Eltern ruhig angehen und mir eine Verschnaufpause gönnen – wer's denn glaubt. Wetten, dass mir heute Abend wieder die vier Füße glühen?
Also auf nach Ahrenshoop, zum kleinen Künstlerdorf. Die Königskutsche wurde abgestellt und Kurs in Richtung Altenhagener Hafen, vorbei an einigen der Künstlerhäuser, eingeschlagen.

Hier ankerten nur wenige Boote, und außer uns war kaum jemand zu sehen. Eine Sonnenliege wurde alsbald von Mutti und mir okkupiert, während Vati mit seiner Kamera durch den kleinen Hafen streifte. Soll er mal machen – solange ich nicht wieder hinterher und Fotomodell spielen muss.
Morgen warten zu Hause nur Regen und kühle Temperaturen auf uns; von daher machten wir es uns auf der Sonnenliege bequem, ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und den lieben Gott einen guten Mann sein. Das ist Urlaub!

Gut ausgeruht stolperten wir über die kleine Fischland Brauerei, was Vati sofort ein leichtes Grinsen ins Gesicht zauberte. Die war aber noch geschlossen, überdies die Zeiger auf dem Ziffernblatt die Elf noch lange nicht erreicht hatten. Immerhin hatte es für einen kleinen Blick in das Brauhaus aber gereicht.
Wir stöberten noch ein bisschen im zugehörigen Räucherhaus Shop herum und ich war erstaunt, dass Vati ohne eine entsprechende Flasche oder Bierglas herauskam. Angeblich war das Bier seines Interesses ausverkauft – hm.
Wir zogen weiter zum Ahrenshooper Strand, sahen uns den aber nur von oben aus an – mein Bedarf an Strandwanderungen war vorerst gedeckt.
Vatis Bedarf an Fischbrötchen jedoch nicht, denn so langsam steuerten wir auf die Mittagszeit zu – Grund genug, die Einnahme eines solchen am Fischkaten Imbiss zu rechtfertigen. Mutti ließ mir ein kleines Stück Hering übrig, welches flugs eingesaugt war und ohne großes Federlesen im Bauch verschwand.
Ahrenshoop ist ein lang gezogener Ort an der einzigen durch den Darß führenden Verbindungsstraße. Mutti hatte beim Durchfahren in den letzten Tagen ein Geschäft mit interessanten Jacken entdeckt, welches folglich angesteuert wurde – jedoch schreckten die vielen Zahlen auf den Preisschildern ganz schnell ab. Mutti suchte daraufhin Trost in Form eines Stück Käsekuchens, welchem sich auch Vati spontan anschloss. Was für eine Völlerei – zumindest bei meinen Eltern.
Genug gesehen und gegessen, ich ließ mich zurück zur Ferienwohnung chauffieren. In Anbetracht des schönen Wetters liefen wir ein letztes Mal zur Seebrücke in Graal-Müritz und ich durfte zum Abschied ein letztes Bad in der Ostsee und nachfolgend ein weiteres im warmen Sandstrand nehmen.

Ich genoss das Zusammensein mit meinen Eltern am Strand, gemeinsam lungerten wir hier noch eine ganze Weile herum und oft fielen mir die Klusen zu. Ostsee fetzt, strengt aber mit Mutti und Vati aber auch ordentlich an.

Fotos Urlaubsausklang in Ahrenshoop und am Strand von Graal-Müritz
Fazit sechs Tage Urlaub mit Hund in Graal-Müritz
Was hatten wir für ein Glück mit dem Wetter – Petrus hat sich einen dicken Berner-Schmatzer verdient. Während der Rest Deutschlands in Regen und Kälte versank, waren uns Sonnenschein und spätsommerliche Temperaturen vergönnt – solch’ ein Glück hatten wir an der Ostsee bisher nur selten und wir wissen das sehr zu schätzen.
Im AKZENT Apartmenthotel Residenz in Graal-Müritz war ich ein gern gesehener Gast, unser Apartment war groß und schön, es kann mit ruhigem Gewissen für einen Hundeurlaub an der Ostsee empfohlen werden. Diesmal blieb die Küche im Apartment jedoch kalt – Mutti und Vati fanden den Luxus des täglichen Frühstücksbuffets sehr angenehm; auch die drei umliegenden Gaststätten wurden genutzt und gelegentlich durfte ich sogar mitkommen.
Graal-Müritz bot für unsere sechs Tage genügend Möglichkeiten für Ausflüge in die Umgebung – Wismar und das Fischland-Darß-Zingst sind schnell erreichbar. Zu Vatis Freude ist die Versorgung mit Fischbrötchen hier gesichert und es boten sich jede Menge Fotomotive, um seine neue Kamera zu testen.
Letztendlich war unser Urlaub eine schöne Abwechslung zur sonst gern bereisten Insel Rügen und unserem Lieblingsort Sellin. Wie steht es so schön auf Vati’s Kaffeebüchse: Meer geht immer und wie immer brauche ich jetzt wieder Urlaub vom Urlaub – die dicken Bernerfüße verlangen nach Ruhe und Erholung. Schön war’s!
