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Lust und Last Fluch und Segen der Vollformatkameras

Ja, ich bin bekennender NIKON-Fotograf – und nein, ich bin kein predigender Influencer, der seine Kameraausrüstung mit Gewalt übergeholfen  bekommt. Ich kann weder einen eigenen YouTube-Kanal noch einen Instagram-Account vorweisen, auf dem ich begeistert gelbe Nikon-Fahnen schwenke. Follower habe ich auch nur zwei, namentlich meine Ehefrau Katrin und unseren Berner Sennenhund Max.
Wie jeder andere Fotobegeisterte auch, muss ich für meine Ausrüstung tief sehr tief in die eigene Tasche greifen. 

Mein fotografischer Werdegang bis zur aktuell genutzten Nikon Z f ist hier beschrieben – nahezu alle der über 7.000 in Max’ Hundetagebuch zu sehenden Fotos sind mit Kameras des gelben Riesen aus Tokio entstanden. So weit, so gut – also kein Grund zur Sorge. Selbst wenn es die Nikon Z f seit einigen Tagen in Silber-Schwarz gibt, wie ich sie von Anfang an sehr gern gehabt hätte. Verdammt.

Mit gesenktem Kopf muss ich jedoch eingestehen, dass deren beachtliche 1,5 Kilogramm auf längeren Ausflügen und Wanderungen erst mächtig am Tragegurt des Rucksacks, am Kameragurt um den Hals oder Schultern hängend alsbald am eigenen Nervenkostüm zerren. Wenn Sie es nicht glauben wollen – hängen Sie sich zwei volle Bierflaschen am Seil um den Hals oder tragen Sie eine 1,5 Kilogramm Fausthantel in der Hand und laufen Sie damit zehn Kilometer. Wir verstehen uns?

Gut, letztendlich selbst auferlegtes Fotografen-Leid. Wer schön sein und sich mit einer feinen Vollformatkamera brüsten will, muss leiden. Auf Dauer sind es aber doch immer wieder schmerzhafte Nadelstiche, die einem die Lust am Fotografieren dezent vermiesen. Selbst wenn man versucht, sich die Tatsache hinsichtlich der opulenten Menge des dafür ausgegebenen Geldes schönzureden.

Eine Nikon Z f mit Nikkor Z 24-120 mm F4 Objektiv liegt auf einer Küchenwaagwaage und zeigt 1.480 Gramm an.
Schwergewicht Vollformatkamera.

Dennoch bereitet mir das Fotografieren nach wie vor sehr viel Freude. Es gibt kaum schöneres, als mit ein paar gelungenen Fotos von unseren Ausflügen mit Max nach Hause zu kommen. Auch wenn man sich tapfer des Gewichts erwehrt und natürlich professionell im scheinbar alternativlosen RAW-Format fotografiert hat, zieht nach der Rückkehr zu Hause weiteres Unheil am Horizont auf.

Nein, nicht das oft zeitaufwendige Aussortieren der beherzt und in stattlicher Anzahl aufgenommenen Fotos. Das Bearbeiten der RAW-Fotos folgt zwangsläufig und es stellt sich nicht die Frage ob, sondern wieviel Aufwand man hier investiert, um ein fertiges JPEG-Foto für Max Tagebuch zu erhalten. Adobe Lightroom, die von mir genutzte Software zur Entwicklung, Organisation und Archivierung meiner Fotos lockt mit einer Vielzahl von Funktionen und Reglern zur Bildbearbeitung – die natürlich genutzt werden wollen, schließlich will man das perfekte Foto erhalten.

Die Bedienfelder zur Bildbearbeitung von Adobe Lightroom Classic.
Bearbeitungsmöglichkeiten im Überfluss.

Auch wenn ich mir zwischenzeitlich einen grundlegenden Workflow, verdammt, Arbeitsablauf für jedes Foto zurechtgelegt habe, verliert man sich doch gern in dem einen oder anderen Detail, erliegt den vielen Reglern in Lightroom und der Versuchung, jedes einzelne Pixel anfassen zu wollen. Hier noch eine Korrektur, dort eine Retusche – wo fängt man an und vor allem: Wo hört man auf, wann sagt das Bauchgefühl und Gewissen „fertig“?
Schnell rückt der Minutenzeiger auf der Uhr einige Minuten weiter – pro Foto – wohlgemerkt und ebenso schnell sind beim Bearbeiten der 30-40 nach dem Aussortieren übrig gebliebenen Fotos ein, zwei Stunden Lebenszeit vergangen.

Ja, es macht durchaus Freude, wird aber im Urlaub schnell zum abendfüllenden Programm. Jeden Abend, denn Aufschieben heißt noch mehr Arbeit am nächsten Abend. Neben den fertig bearbeiteten Fotos soll schließlich noch ein passender Text das Erlebte in Max Tagebuch schmücken und der fällt mir auch nicht immer spontan aus den Fingern.
Stirnrunzelnd sucht man nach Optimierungsmöglichkeiten und fragt sich daher immer häufiger, ob man nicht einfach mit dem Smartphone anstelle der Kamera fotografiert und mit dessen, oftmals qualitativ auch guten Fotos leben kann. Keine zeitaufwendige Bearbeitung mehr, direkt aus dem Smartphone in Max Tagebuch und fertig. Macht man natürlich nicht, schließlich drängt sich der Kamerapreis mahnend in das Fotografengedächtnis – und mit „fotografieren“ hat das Smartphone, mangels fehlender Eingriffsmöglichkeiten, auch nicht wirklich etwas zu tun.

Silberne Verführung und ewig lockt die Versuchung

War es Schicksal oder gar ein geschickt inszenierter Schachzug eines Spions der Kameraindustrie? Während unseres Südtirol-Urlaubs erblickte ich bei einer Kaffeepause im Gasthof am Völser Weiher auf dem Nachbartisch eine FUJIFILM-Kamera.
Das musste eine Kamera der X-T Serie gewesen sein, an deren silber-schwarzen Retrodesign blieben meine Augen sofort hängen. Grazil, verführerisch und elegant blinzelte sie mir schelmisch zu – sie wirkte schon rein optisch leichter als meine Nikon Z f. Ertappt und leicht errötet wendete ich mich ab, aber waren die FUJIFILM-Kameras nicht auch für ihre sofort brauchbaren JPEG-Dateien bekannt und berühmt?
Das Elend nahm seinen Lauf …

Einstieg in die FUJIFILM-Welt zwischen RAW, JPEG und Filmsimulationen

Wird die Nikon Z f verächtlich auf das Abstellgleis geschoben und ob der neuen Freundin keines Blickes mehr gewürdigt? Bestimmt nicht, sie ist technisch längst nicht veraltet und erfüllt ihren Zweck mit Bravour. Ihr Leistungsspektrum für Max’ Tagebuch-Fotografie habe ich wohl kaum ausgereizt, vielleicht ist sie für diese Zwecke sogar überdimensioniert. Wie heißt es auch in Fotografenkreisen: Haben ist besser als brauchen.

Lassen wir uns überraschen, wieviel Arbeit mir die FUJIFILM X-T5 tatsächlich abnimmt, wie das große Rennen RAW- oder JPEG-Format auf Dauer ausgeht und ob sich die Bildbearbeitung deutlich reduziert. Ein erster und zweiter Versuch fiel vielversprechend und zur allgemeinen Zufriedenheit des Hoffotografen aus.

Am Bedienkonzept wird sich mit der X-T5 nicht viel ändern, wie bei der Nikon Z f finden sich die Räder für alle wichtigen Parameter an der gleichen Stelle. Was mein Herz erfreut: Es gibt endlich wieder einen Blendenring! An die im Gegensatz zur Nikon Z f eher unübersichtliche Menüstruktur muss ich mich noch gewöhnen – jedoch nichts, was man nicht erlernen könnte. Eine Ergänzung zum Handbuch hilft über die ersten Stolpersteine hinweg.

Größte Herausforderung wird die Auswahl einer passenden Filmsimulation unter den 19 vorhanden werden. Jede Filmsimulation lässt sich in vielen Parametern noch verändern, derartige „Rezepte“ gibt es in diversen Sammlungen oder, sehr gut erklärt und beschrieben, auch in gedruckter Form. Lassen wir uns jedoch vom schieren Überangebot nicht verführen und nutzen wir vorerst eines der über viele Jahre bewährten Grundrezepte.

Ein Blick auf das Menü mit der Auswahl der Filmsimulationen der FUJIFILM X-T5.
Qual der Wahl: Welche der Filmsimulationen wird Favorit?

#ishootjpeg Fotografieren ohne Netz und doppelten Boden

Die Gewissheit, dass ein JPEG-Foto kaum noch Möglichkeiten zur nachträglichen Rettung durch Bildbearbeitung bietet, hinterlässt ein mulmiges Gefühl. In etwa so wie zu vergangenen Zeiten analoger Fotografie: Das Foto gelingt – oder eben auch nicht.
Es heißt also, sich anstrengen und bewusst fotografieren. Zur Beruhigung des eigenen Gewissens bleibt die Einstellung JPEG und RAW-Format jedoch vorerst bestehen. Versuchen wir, so gut es geht mit den JPEG-Dateien zu arbeiten und nur im Notfall auf die RAW-Version zurückzugreifen. Speicherkarten kosten kaum noch Geld und bieten dafür genügend Platz.

Apropos Platz. Ein Foto im JPEG-Format bringt gute 18 MB auf die Waage, das zugehörige im RAW-Format nochmals stattliche 85 MB – die kleine X-T5 erzeugt ordentlich Datenmengen. Gute 100 MB pro Foto verbiegen den Zeiger an der Waage mächtig, beherztes Fotografieren ohne konsequentes Aussortieren könnte Folgekosten in Form eines neuen Rechners nach sich ziehen, zudem eine 85 Mbyte Datei durchaus gewisse konditionelle Anforderungen an selbigen stellt.

Der Umgang mit zwei Dateien pro Foto ist zudem nicht gerade herausragende Stärke von Lightroom. Der passende Arbeitsablauf zum Behalten gelungener JPEG-Dateien / Löschen nicht mehr benötigter RAW-Dateien oder das Behalten beider Dateien pro Foto gestaltet sich aufwendig.

Stellen wir uns der Herausforderung JPEG, fotografieren ohne Netz und Straight Out Of Cam – direkt aus der Kamera.

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