Frühlingsgefühle zweistellige Temperaturen mitten im Winter
Was ist denn mit dem Thermometer in meinem königlichen Zwinger nicht in Ordnung? Das zeigt zweistellige Temperaturen an – wohlgemerkt oberhalb 0° Celsius! Der heutige Samstag fühlt sich schon wie Vorfrühling an, obwohl selbiger meteorologisch noch gute vier und kalendarisch betrachtet noch acht Wochen entfernt ist.
Sei es drum, die ungewohnt milden Temperaturen wollen für einen Ausflug ins Freie und in die schöne sächsische Umgebung genutzt werden. Nein, nicht etwa eine schnöde Puller-Runde, seine Durchlaucht möchte bitte weiter außerhalb flanieren.

Wie immer am Samstagmorgen ermahnte ich mit gestrengem Blick, beim Frühstück und Wocheneinkauf nicht zu trödeln und alsbald meinen Motorwagen vorzufahren – der Herr ist ungeduldig und voller Tatendrang. Bitte aber noch an den Rest von Vatis Frühstücksei denken!

Wie immer beeindruckte ich Mutti und Vati mit einem imposanten Start von der Haustür aus durch die Garage, gefolgt von einem riesigen Satz in mein Dienstabteil. Außenstehende merken am dezenten Wippen meines VW Caddys, dass ich erfolgreich Platz genommen habe und der Abfahrt entgegensehe.
Lange musste ich auch nicht warten, bis mich Vati an den Harthsee chauffierte. Das kleine, geflutete Tagebau-Restloch des ehemaligen Braunkohletagebaus Borna-Ost am Rande des Leipziger Neuseenlandes liegt nicht weit weg und ist im Sommer eine gute Gelegenheit, den Berner Sennenhund im See eine Abkühlung zu verschaffen. Diese wird mir heute ganz sicher verwehrt bleiben – wollen wir nicht gleich übermütig werden, nur weil es gerade einmal 13° Celsius sind.
Am Harthsee angekommen, verkündete uns ein Absperrband, das unser Stammparkplatz wegen einer Jagd nicht erreichbar sei. Ob wir wieder umdrehen, nach Hause oder uns spontan einen anderen Wanderweg suchen müssen? Auch der noch verbleibende Parkplatz war voller auffällig bunt gekleideter Leute – und Mutti befürchtete schon, dass ich hier vielleicht versehentlich zum Jagdopfer werde und mit den Füßen nach oben in einer der an den Autos befestigten Wildwannen landen würde. Wurde ich aber nicht, denn ein zaghaftes Nachfragen bei den Gewehrträgern ergab, dass die Jagd schon vorbei ist und wir gefahrlos um den See laufen können.
Dennoch musste ich einen großen Bogen um die Jagdgesellschaft machen – vom dort ausliegenden Wildbret hätte ich ganz bestimmt naschen oder wenigstens mal meinen Schnüffel-Rüssel etwas gutes tun wollen. Aber nein, Mutti hat es verboten. Olle Spielverderberin.
Die knapp fünf Kilometer lange Runde um den See tat uns letztendlich allen dreien gut. Mein Hoffotograf hatte sein großes Objektiv an seine Kamera geschraubt und ich musste des öfteren auf ihn zu rennen – heute standen wohl Aktion Bewegtotos auf dem Programm. Die Ausschussquote muss wohl relativ hoch gewesen sein, denn so richtig zufrieden hat der Herr Hoffotograf nicht geschaut – oder ich war vielleicht zu schnell und seine Kamera zu langsam?
Die viele Bewegung und frische Luft forderte dann nach einer guten Stunde Tribut – nämlich in Form eines müde dahin schlurfenden Berner Sennenhundes. Zurück nach Hause, auf die Terrasse, Augen zu und alle vier Pfoten von sich strecken.
Vati hat viele hundert Fotos unseres kleinen Ausflugs mitgebracht – und ich die erste Zecke im neuen Jahr.
Nachtrag
Es waren zwei Zecken.