Farbenrausch Goldener Oktober an der Zwickauer Mulde

Es ist wieder so weit – die Natur ringsum erstrahlt in unverwechselbarem Glanz von leuchtenden Gelb, Orange und Rot. Die nunmehr schon tiefer stehende Sonne scheint durch die bunt gefärbte Blätterpracht und in ihrem Licht entfaltet sich ein immer wieder faszinierendes, goldenes Naturschauspiel. Ein Fest für die Augen, auch für die eines Berner Sennehundes!

Der Sommer hat sich mit großen Schritten verabschiedet und der Herbst bescherte uns noch ein paar wunderschöne Tage mit Sonnenschein, strahlend blauem Himmel und spätsommerlichen, warmen Temperaturen – der goldene Oktober hat sich seinen Namen heuer mehr als verdient. Ein paar wohlgeformte Worte seien daher gestattet:

Herbst

ein Gedicht von Ludwig Strunz

Kaum ist die heiße Zeit gegangen
und Nebelschwaden steigen auf
hat uns der kühle Herbst gefangen
mit buntem Blätterreigen zuhauf.

Wie schön ist‘s jetzt zu gehen
durch bunten Blätterwald
und manchmal bleibt man stehen
auch wenn es schon ein bisschen kalt.

Doch noch wärmt uns die Sonne
mit manchem lichtem Strahl
der Tag ist pure Wonne
ach wär’s nicht nur einmal.

So freu‘n wir uns am Leben
bei Nebel und bei Licht
was uns die Welt kann geben
bis dass die Nacht anbricht.

Für den heutigen Ausflug bot sich einmal mehr das Tal der Zwickauer Mulde bei Wechselburg und den hier angrenzenden Rochlitzer Berg an. Das dicht bewaldete Areal liegt nur unweit von uns entfernt und drängt sich für eine Herbstwanderung im Goldenen Oktober nahezu auf – zudem Mutti und Vati als auch meine Nase hier nahezu jeden Wanderweg kennen. Dass mich heute gut zehn Kilometer auf selbigen erwarten, wurde mir allerdings verschwiegen …

Zum heutigen Feiertag werden auch andere Sachsen die freie Zeit zum Wandern nutzen – zeitiges Aufbrechen sichert also ruhige Wanderwege und freie Parkplätze für meinen königlichen Dienstwagen.

Auch wenn sich die Sonne noch hinter einer Wolkendecke verkroch, zeigt sich hier eine wahre Farbenpracht. Schon nach kurzer Zeit musste ich für ein erstes Foto herhalten und Muttis obligatorischen Belehrungen über das Stillsitzen für den Hoffotografen über mich ergehen lassen.

Also lautet der Beschluß, dass der Hund was lernen muss.

Ein Vergleich mit Lehrer Lämpel liegt nahe.

Derartige Belehrungsversuche rauschen dank meiner großen Ohren sogleich von links nach rechts hindurch, oft beendet schon das erste Klicken aus Vatis schwarzen Kasten jegliches Fotovorhaben. So ein Hoffotograf hat es, zumindest mit mir, echt schwer – Stillsitzen ist echt nicht meine Stärke.

So zogen wir durch die schönen herbstlichen Laubwälder hinab vom Rochlitzer Berg zur Zwickauer Mulde nach Sörnzig und überquerten diese auf der wackligen Hängebrücke. Für Mutti ist das stets eine Herausforderung und auch mir ist das ganz leichte Wackeln nicht ganz geheuer. Wir liefen weiter durch das kleine Dörfchen Fischheim, vorbei an Borstel, einer alten und verfallenen Wallanlage aus vergangenen Zeiten. Hier huscht immer ein Grinsen über Vatis Gesicht, erinnert der Wegweiser doch gern an die alte DDR Sandmännchen Fernsehsendung für Kinder.

Hierüber können nur gestandene Ossi lächeln.

Der Wanderweg schlängelt sich durch den Wald in Richtung Wechselburg und gibt immer wieder Blicke auf die von vielem Gelb, Orange und Braun eingesäumte Zwickauer Mulde frei. Vielfach zückte Vati seinen Fotoapparat und ich musste vor der bunten Herbstlandschaft posieren – ich frage mich, was er mit den vielen Fotos alles anstellen will?

Da wir bergab vom Rochlitzer Berg aus gestartet sind, mussten wir natürlich irgendwann auch wieder hinauf – schließlich wartete dort oben meine königliche Sänfte für den Rücktransport auf mich. Wir hatten schon reichlich Kilometer Wegstrecke und einige Trinkpausen hinter uns und so langsam verließ mich die Wanderlust – möge der goldene Oktober noch so schön sein.
Ich trottete zunehmend langsamer neben meinen Eltern einher und blickte, stehen geblieben, oft fragend den noch vor mir liegenden Weg entlang. Die letzten Kilometer bergauf zogen sich mächtig in die Länge, gelegentlich forderte ich durch Hinlegen einige längere Verschnaufpausen ein. Zehn Kilometer Laufen sind auch für einen gestandenen Berner Sennenhund nicht gerade an der Tagesordnung.

Letztendlich war ich heilfroh, meine Königskutsche auf dem zwischenzeitlich rappelvollen Parkplatz wiederzusehen. Für das Einsteigen brauchte es nicht einmal große Überredungskünste, der König war geschafft, wollte nur noch nach Hause und war auf der Rückfahrt in seiner Hundebox nur noch liegend zu sehen.

Hoffentlich kommt so schnell kein neuer Feiertag erwartet.