auf großer Fahrt
Irgendetwas war in den letzten Tagen komisch. Mutti und Vati haben plötzlich irgendwelche Sachen zusammen gepackt, waren aufgeregter als sonst und dann war Montagmorgen plötzlich mein Schlafbett aus meiner Hütte und meine Decke an meinem Stammplatz auf der Terrasse verschwunden. Die werden mich doch nicht etwa wieder …?
Haben Sie nicht, ich durfte in Papas voll bepacktes Auto klettern und dann war ich mächtig lange unterwegs. Meistens geschlafen – und manchmal habe ich mit kontrolliert, ob sich meine Eltern nicht verfahren.
Ich habe gerade so Platz zwischen den Beiden und zum Glück hat Papas Auto eine schöne breite Armlehne, auf die ich mich quetschen kann – soweit es halt mein Sicherheitsgurt zugelassen hat. Mit einigen Pullerpausen und einem Mittagsimbiss bin ich nach sieben Stunden Autofahrt dort angekommen, was Mutti & Vati Ihre Lieblingsinsel nennen und immer einmal im Jahr hinfahren. Ich bin weit weg von zu Hause, bin auf Rügen, in Sellin und: An der Ostsee!
1. Urlaubstag in Sellin und Umgebung
Was für eine Nacht – das erste Mal mit Mutti und Vati auch nachts über zusammen, wir drei haben kreuz und quer die Stube blockiert. Mutti auf der Couch, Vati im Schlafsack auf dem Boden und ich mitten drin – so konnte jeder auf jeden aufpassen. Mein Schmatzen, Schniefen und Grunzen war bestimmt zu entschuldigen, irgendwie war das ja alles so aufregend und ungewohnt für mich.
Heute Vormittag ging für Mutti bestimmt ein kleiner Traum in Erfüllung. Auf Ihrer Lieblingsinsel, in Ihrem Lieblingsort zusammen mit mir vor der Seebrücke. Auch ich war mächtig aufgeregt, als es nach dem Frühstück zum ersten Mal in meinem Leben an das Meer und den Sandstrand ging. So aufgeregt, dass ich es mir nicht verkneifen konnte, gleich ein paar feine Berner-Würste vor dem dicksten Nobel-Bunker im Ort zu legen.
Wenig später fand ich's mächtig toll, so ohne Leine wie ein Blöder durch den Sand zu wetzen – und es dauerte nicht lange und ich sah auch dementsprechend aus. Die Seebrücke fand ich jetzt nicht so sehr interessant – so hoch über Wasser ist nicht ganz so mein Ding. Aber was soll's, Vati hatte seine Fotos und ich meine Ruhe. Ruck-zuck war der Vormittag dann auch schon vorbei, fix nach Hause Mittagessen und ein schönes, gepflegtes Mittagsnickerchen für mich, Mutti und Vati.
Für den Anfang schon mal ganz gut!
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2. Urlaubstag unterwegs im Ostseebad Binz
Wir drei haben in unserer kleinen Ferienwohnung definitiv besser geschlafen als in der ersten Nacht. Dennoch hieß es wieder zeitig mit Mutti und Vati aufstehen und raus zum Brötchen holen, denn beide wollen mit mir heute nach Binz. Vati meinte, dass er mit Mutti früher immer zu Fuß hingelaufen ist, aber die vielen Kilometer trauen mir beide noch nicht so recht zu. "Früher" kenne ich nicht, aber ich glaube die meinen die Zeit, als ich noch nicht bei Ihnen war.
Also ab ins Auto, was ich beiden wohlwollend angerechnet habe – es wird heute bestimmt wieder anstrengend genug.
Das Wetter ist wieder Ostsee-typisch grau und kalt, immerhin regnet es nicht. In Binz geht es auch gleich an den Strand und ich halte meine Nase schnell wieder voller Sand in den Wind. Mit dem Wasser freunde ich mich so ganz langsam an – mir würde es bestimmt mehr Spaß machen, wenn es etwas wärmer wäre und vielleicht ein bisschen Sonne scheinen würde. Auch hier ist wenig los, hier und da war ein Spielgefährte in Sichtweite und ich durfte wieder ohne Leine über den Strand wetzen. Das hat Spaß gemacht! Mutti und Vati hatten immer ein wachsames Auge auf mich, dass ich es nicht übertreibe.
Dann ging es zum Trocknen die Strandpromenade auf und ab, für meine Eltern gab es noch einen Kaffee und dann war es auch schon höchste Eisenbahn für mein Mittagessen, was ich ja noch ein paar Wochen bekommen kann.
Ich hab' mich dann noch schön auf's Ohr gehauen und auch Vati zog mit seiner Decke auf das Sofa zur Mittagsruhe und Schnupfen auskurieren.
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3. Urlaubstag im Sassnitzer Hafen und Faulenzen
Der morgendliche Blick zum Ostsee-Himmel weckte erste Hoffnung bei Herrchen, lugte doch hier und da ein blauer Fleck durch die Wolkendecke. Jedoch starb diese recht schnell, schon nach dem Frühstück fielen die ersten Regentropfen auf die Autoscheibe auf der Fahrt nach Sassnitz. Verdammt, das Novemberwetter hat Rügen ziemlich fest im Griff.
Auch am Sassnitzer Hafen herrscht keine Postkartenidylle, irgendwie scheint hier die Zeit stillzustehen. Saisonende, selbst Schiffe liegen kaum am Hafen und außer dem Wind scheint sich heute kaum einer hierher zu verirren.
Ein kurzer Stopp zum Hühnergötter-Suchen am Muttis Lieblings-Steinstrand, dann zur leider geschlossenen Inselköter-Manufaktur, was vielleicht auch ganz gut war, sonst hätte mir Vati hier bestimmt irgendetwas gekauft. Dann wenigstens noch ein Abstecher zum Leuchtfeuer, der nicht nur ganz schön windig, sondern auch ziemlich lang war.
Somit gab es für mich erst recht spät Mittagessen und Mutti und Vati beschlossen, mich bei dem Wetter heute nicht noch einmal vor die Tür zu jagen. Also Füße hoch bzw. in die Luft und die trockene, warme Stube genießen – das tut auch einem Berner mal gut, schließlich habe ich ja auch Urlaub.
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4. und letzter Urlaubstag stürmischer Abschied
Die Nacht hat's hier oben ordentlich gestürmt. Da ich aber in der trocknen, warmen und windstillen Stube lag, habe ich nicht nur den Sturm, sondern auch gleich noch den Morgen verschlafen. Also heute später zum Bäcker und selbst dabei musste ich mich mit meinen vier dicken Beinen ganz schön gegen den Wind stemmen. Auch auf unserer kleinen Terrasse musste ich meinen Morgensnack ganz schön festhalten.
Mutti wollte heute in's Karls Erlebnisdorf, haben die Beiden doch vor ziemlich genau sechs Jahren hier oben meine Züchter-Eltern kennen gelernt – und herausgekommen nach all' der Zeit bin ich.
Den letzten Urlaubsnachmittag durfte ich nochmal am Strand vom Ostseebad Göhren toben, Fotomodell spielen, Möven jagen und meine Nase in den Sand stecken, ehe es wieder recht schnell dunkel wurde.
Schade, wie schnell doch vier Urlaubstage hier oben vergehen. Mir hat es mächtig gut gefallen und vielleicht fahren Mutti und Vati nochmal mit mir hier hoch?
Morgen geht es wieder nach Hause …
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Anmerkung*
Lieber Max, wir sind wirklich mächtig stolz auf Dich, dass Du Deinen ersten Urlaub so gut gemeistert hast. Auf der langen Hin- und Rückreise nach Rügen hast Du tapfer ohne einen Laut der Klage durchgehalten, hast brav die Ausflüge in der für Dich neuen Umgebung mit uns zusammen verbracht, Dich in der Ferienwohnung und den Gaststätten vorbildlich und ruhig benommen und nachts fein bei uns geschlafen.
Wir freuen uns schon auf den nächsten Ausflug mit Dir!
*von Mutti und Vati eingetragen