Nicht aufgepasst Hundebiss und Krankenhaus
Verdammt, ist mir das aber unangenehm. Ich weiß noch immer nicht genau, wie das passieren konnte – ich habe Mutti verstümmelt. Sie beteuert zwar immer wieder, dass ich nicht daran schuld bin, aber dennoch plagt mich das schlechte Berner Sennenhund Gewissen. Wegen mir muss Sie jetzt so einen komischen blauen Verband tragen und kann mit Ihrer rechten Hand gerade nicht viel anstellen – und Ihr Zeigefinger tut mächtig weh.
Irgendwie ist es einfach passiert. Die Eltern von Mutti waren zu Besuch, Mutti und Vati standen auf der Straße an Nachbars Zaun und alle haben ein Plausch gehalten. Vati hat mich nach einer Weile aus dem Haus geholt und ich konnte mit Nachbars Hund Nelly am Zaun auf- und ablaufen.
Das war alles so aufregend, es gab so viel zu schnüffeln und scheinbar sind mir die warmen Temperaturen und Nellys Geruch in den Kopf gestiegen – ich war aufgedreht und habe mir dementsprechend akustisch Luft gemacht. Scheinbar anhaltend und geräuschvoll, sodass im Sinne des Nachbarschaftsfriedens meine Mutti mit einem schönen Hasenohr zur Bestechung vor mir auftauchte. Da habe ich auch sofort voller Elan geschnappt – nur war da leider noch Muttis Zeigefinger einige Millisekunden im Weg.
Neben dem Hasenohr habe ich dann dementsprechend auch diesen versehentlich mit gelocht. Hm.
Die drei blutigen Einstichstellen meiner Zähne hat Vati schnell desinfiziert, Mutti wurde zum Kühlen mit diversen Eisbeuteln verdonnert. Mit mir hat keiner geschimpft, es war letztendlich blöd gelaufen und schuld waren wir irgendwie alle – aber augenscheinlich ich bzw. mein kräftiges Gebiss.
Der Vergleich beider Zeigefinger fiel am Samstagmorgen recht beängstigend aus. Schmal und weich zu dick und hart zogen Sorgenfalten auf Vatis Stirn nach sich – verbunden mit der Überlegung, dass ein Besuch der Notaufnahme im nächstgelegenen Krankenhaus nicht die schlechteste Idee wäre.
War sie nicht, denn die Ärzteschaft, froh ob eines unfreiwilligen Behandlungsopfers, ließen Ihre geballte Fachkompetenz an Muttis Finger aus.
Aufschneiden, desinfizieren, schienen – das volle Programm eines dienstbeflissenen Personals zeigte Wirkung. Zu allem Überfluss ist ausgerechnet Muttis rechte Hand betroffen, Arbeiten ist erst einmal für eine Zeit nicht möglich – und streicheln mit der linken Hand ist irgendwie auch doof.
Es war keine Absicht. Mutti tut mir leid, Vati auch – denn ohne rechte Hand gehen viele gewohnte Sachen einfach nicht mehr. Hoffentlich wird bald wieder alles heil. So ein Berner-Gebiss kann schon ganz schön Unheil anrichten …