Seemannsgarn Wochenend-Garderobe für besondere Anlässe
Nachmittags schiebt sich an meinem Königreich immer so ein komisch fiepender gelber Kasten auf vier Rädern vorbei und stört somit regelmäßig meinen Bernerschlaf – der Postbote kommt. Gelegentlich hält er auch vor unserer Tür, wirft Mutti und Vati ein paar verpackte Zettel in den Briefkasten oder schleppt kleine und große Kartons ins Haus. Für mich gibts meistens nichts, nicht einmal ein Leckerli und die Streicheleinheiten vom Postboten für den bedürftigen Berner Sennenhund halten sich auch in Grenzen.
In den letzten Tagen spuckte der gelbe Kasten einen kleinen, unscheinbaren aber dicken Umschlag aus, den Vati aufgeregt entgegengenommen hat. Von Weitem hat er mir damit kurz zugewunken und verschwand damit im Haus. Habe ich da etwa das Inselköter–Logo auf dem Umschlag erkennen können? Ostseepost?
Durch die Terrassentür konnte ich unauffällig beobachten, wie sich Vati grinsend an dem Umschlag zu schaffen gemacht und vorsichtig ausgepackt hat, zudem hatte er wieder eine seiner Kameras in der Mache und rannte damit fotografierend um den Umschlag herum. Mit der Nase an der Scheibe konnte ich irgendetwas Blaues erkennen – was Vati aber recht schnell weggeräumt und vor mir versteckt hat.
Inselköter-Post von der Ostsee Insel Rügen
Meine Eltern hatten mit mir bei unserem Ostsee-Urlaub vor einigen Wochen die Inselköter-Manufaktur in Sassnitz besucht und mir hier zwei feine Hundeleinen geschenkt, die ich nur zu besonderen Anlässen zur Schau tragen darf. Natürlich gab es dort noch ganz andere feine Sachen für mich – was Mutti aber vor lauter Aufregung nicht mitbekommen hat, da sie auf mich aufpassen musste, damit ich kein Blödsinn und Unheil im Geschäft anstelle.
So hat Sie die schicken Halstücher für Hunde im Regal nicht liegen sehen, wohl aber mein Vati, der sich das gemerkt und in den letzten Tagen eins für mich bestellt hat. Eine extra Maßanfertigung, denn so einen Berner Sennenhund Hals hat schon einen ganz schönen Umfang und da braucht es schon ein paar Meter Stoff.
Für eine erste Anprobe hatte es aber noch nicht gereicht. Vati meint, dass ich als junger Berner noch immer ganz schön aufgedreht und aufgeregt bin und das Zuknoten eines Halstuchs mit mir eine unlösbare Geduldsprobe sei.
So musste mein Nicki-Tuch noch zur Tuningstation zum örtlichen Schuster – der natürlich Urlaub hatte. Also Geduld üben und warten, heute konnte Vati dann endlich mein Meisterwerk abholen.
Heute war großes Anprobieren und ein erstes Schaulaufen auf meinem Königreich angesagt – Mutti schien mächtig stolz auf mich zu sein, so ein feiner Hund mit so einem feinen Tuch! Mich hat das Halstuch nicht gestört, es sitzt schön locker und ich habs gleich mal ein bisschen vollgesabbert.
Zusammen mit meiner marineblauen Hundeleine habe ich jetzt eine äußerst schicke Ausgehuniform. Natürlich nichts für den täglichen Gebrauch oder zum Herumtoben. Mal sehen, wann ich damit zum ersten Mal durch meine Heimatstadt stolzieren kann.