Dienstabteil Eine passende Hundebox für meinen Dienstwagen.
Vor ein paar Wochen ist bekanntlich mein königlich sächsischer Berner Sennenhund Dienstwagen eingetroffen, Mutti und Vati haben mich auch schon eine erste kleine Runde damit chauffiert. Ich hatte den großen Kofferraum ganz für mich allein – klasse, denn so ein ausgewachsener Berner braucht schon ganz ordentlich Platz.
Zum einen freuen sich ja meine Eltern, dass ich mir nicht mehr auf der Rückbank sitzend meinen Bernerkopf am Dachhimmel von Vati's Auto stoßen muss und besser ein- und aussteigen kann. Zum anderen ist es perspektivisch aber blöd, wenn ich bei den nächsten Ausflügen zwischen irgendwelchen herumrutschenden Rucksäcken oder Koffern sitzen muss und Mutti und Vati ständig aufpassen müssen, dass ich nicht gleich beim Anheben der mächtig großen Heckklappe aufgeregt aus dem Auto herausspringe.
Da in Deutschland kein Furz ohne passendes Gesetz gelassen werden darf, artet das auch noch dahingehend aus, dass ich im Amtsdeutsch und laut Verkehrsordnung als Ladung bezeichnet und gesichert werden muss, wenn ich meine Eltern im Auto begleite. Somit müssen sie dafür sorgen, dass ich im Auto keinen Blödsinn anstellen kann – sonst fordert der Büttel Geldstrafen ein, die wiederum mein monatliches Futterbudget oder gar Vatis Punktekonto belasten können.
Von daher wird es höchste Zeit, dass ich eine eigene Hundebox für meinen schicken Dienstwagen bekomme. Quasi ein kleines Dienstabteil, wo ich meine Ruhe und festen Platz habe, geschützt bin und noch ein paar königliche Utensilien verstauen kann.
Solche Boxen gibt es in den großen Futtergeschäften zu kaufen. Oft sind diese viel zu klein, nicht gerade stabil und hinterlassen irgendwie einen klapprigen Eindruck – nichts für stattliche Berner Sennenhunde, nichts für mich.
Auf der Suche nach einer passenden Hundebox haben sich Mutti und Vati bei meinen Zuchteltern immer wieder deren Hundeboxen angeschaut – welche mit Qualität und Verarbeitung sehr zufrieden sind. Da so ein maßgefertigtes Dienstabteil ziemlich viel Geld kostet, wir nicht groß Herumexperimentieren wollen und ich deswegen schließlich nicht hungern soll, greifen Mutti und Vati natürlich gern auf Erfahrungen anderer zurück – und machten sich am vergangenen Wochenende auf den Weg in unser Nachbarland Bayern.
Ohne mich.
Im 246 Kilometer entfernten Stegaurach im schönen Oberfranken produziert Herr Runggaldier individuelle und maßgefertigte Hundeboxen aus Aluminium und kann nach über eintausend solcher box4dogs Hundeboxen auf einen überaus reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückblicken, der natürlich gern auch in meine Hundebox einfließen soll.
Vati hatte schon mit Herrn Runggaldier telefoniert, heute war großer Termin zum Ausmessen meines Dienstwagens und zur Klärung der Details zur Ausstattung meiner Hundebox. Warum ich allerdings nicht mit dabei sein durfte, ist mir nicht ganz klar – die soll doch für mich und nicht für meine Eltern sein?
Mutti meinte, die sechs Stunden Autofahrt wären zu eintönig und langweilig für mich. Zeit für diverse Pausen bliebe kaum übrig und bis Nachmittag wären beide ja wieder zurück – quasi so, wie wenn beide täglich zur Arbeit fahren. Nun gut, so mache ich hier in Ruhe ein paar Nickerchen und bewache mein Königreich; zumindest ist das Wetter hier in Sachsen gerade besser wie im verregneten Bayern.
Nach drei Stunden Fahrzeit kamen beide in Stegaurach an und bei einem Kaffee wurde noch einmal gemeinsam besprochen, was die für mich ideale Hundebox für meinen VW Caddy Maxi wäre – und das Vermessen begann.
Getreu dem Motto "Wer misst, misst Mist" greift Herr Runggaldier hier auf einen großen Musterbaukasten zurück, mit welchem Schritt für Schritt aus vielen Streben und Winkeln meine Hundebox als provisorisches Gestell nachgebaut wird. Natürlich kommt auch der Gliedermaßstab hier und da zum Einsatz, jedoch hat sich das stückweise Einpassen und Aufbauen direkt im Auto über viele Jahre offensichtlich bewährt.
So wurde Stück für Stück zusammengesetzt, geschoben und gezogen, justiert, gebogen und immer wieder kontrolliert, ob irgendetwas im Weg ist, alle Winkel zu den Schrägen im Auto passen und jeder freie Zentimeter im Kofferraum ausgenutzt wird.
In einer knappen Stunde entstand schrittweise eine Schablone, die zum Abnehmen der genauen Maße für die folgende Produktion meiner Hundebox herangezogen wird. Herr Runggaldier ging hier sehr routiniert und erfahren ans Werk – ein Profi, der sein Handwerk versteht und bei dem sich Mutti und Vati gut aufgehoben fühlen.
Mutti und Vati spendieren meiner Hundebox eine Rampe zum besseren Ein- und Aussteigen, wenn ich im Alter einmal gemächlicher werde sowie eine feine Schublade zur Aufbewahrung diverser Hundeutensilien, die ich unterwegs und auf Ausflügen gebrauchen kann. Im unteren Bereich wird die Box mit Holz und Gummimatten ausgekleidet, so dass ich mich beim Ausruhen überall schön anlehnen kann. Durch den doppelten Boden sitze ich zudem noch etwas höher und kann durch die großen Scheiben besser andere Leuten und Hunde beobachten.
Also per Handschlag besiegelt, bestellt und angezahlt – es kann losgehen.
Jetzt heißt es wieder einmal warten, bis meine Hundebox fertig ist – was eine Weile dauern wird. Handarbeit, Qualität und Einzelstücke kosten letztendlich auch hier Zeit, aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Bis dahin müssen wir noch ein bisschen improvisieren und den einen oder anderen Euro in meiner Hundesparbüchse verschwinden lassen.
Vielleicht lerne ich Herrn Runggaldier beim Abholen meiner Hundebox ja auch einmal kennen – wobei mir Mutti keine große Hoffnung macht: Bei seinen eigenen vier Hundemädels würde ich ein ganz schönes Chaos veranstalten, da mir der Saft sofort wieder verführerisch bis über die Ohren steigen würde.
Zur Krönung meiner Hundebox-Bestellung hat sich Vati noch eine kleine Naschbox mitgenommen. Dass Stegaurach an einer der fränkischen Bierstraßen im Land der 200 Brauereien mit über 1.000 Biersorten liegt, war natürlich reiner Zufall. Wenn man schon einmal hier im Bierland ist, sollte man das auch nutzen – wobei die Idee aber von Mutti kam. Vielleicht hat sich Vati auch nicht getraut, zu fragen …